Mittwoch, 4. Mai 2022

Kein Schweizer Wurstsalat

Hallo Welt Gib Acht

Eines Tages machten wir wieder mit einer Gruppe alter Freunde Skiurlaub in einem bekannten österreichischen Skigebiet. Das machte immer sehr viel Spaß. Natürlich war die ganze Familie dabei, so wie fast immer.

Zur täglichen Mittagszeit hatten wir vom Veranstalter Gutscheine für ein Mittagessen in einer bestimmten Skihütte an der Mittelstation der Seilbahn. Dafür gab es dann ein bescheidenes Stammessen.

Die Piste war toll, das Wetter ebenfalls. Auch die Schneeverhältnisse waren super. Die Lage der Hütte war einfach einzigartig, die Aussicht für Menschen aus dem Ruhrgebiet sensationell

Es war sehr viel los da zu Mittag. Das Geschäft lief gut für die Hütte. Hunderte polterten durch die nahezu neu erbauten, gut renovierten Räumlichkeiten. An der Essensausgabe, in Selbstbedienung, gab´s eine lange Schlange von hungrigen Skifahrern.

Schweizer Wurstsalat
Schweizer Wurstsalat mit Stiegl Pils und Brötchen

Da entdeckte ich in der Kühltheke, an der wir warteten, einen Teller „Schweizer Wurstsalat“. Schon der Anblick haute mich aus den (Ski-)Schuhen. Mir lief das Wasser im Mund zusammen. Den musste ich haben, der sah so sehr appetitanregend aus. Her damit. Und Zack, schon stand der Salat auf meinem Tablett.

An der Kasse angekommen, reichte ich meinen Gutschein an den Kassierer. Den kannte ich schon von vorherigen Urlauben und Besuchen in dieser Hütte. Der Kassierer war der Besitzer der Hütte, ein sichtbar irgendwie frustrierter sauertöpfischer alter Mensch, der vom Leben gezeichnet und scheinbar sehr unzufrieden war.

Das geht net, sie bekommen dafür nur das Stammessen!“

Kein Problem, ich zahle gerne den Mehrpreis, der Salat sieht so toll aus“. Der Mann hatte natürlich Recht! Aber man konnte ja freundlich und kundenfreundlich sein.

Na Na, des geht nit“.

Hören Sie, der Wurstsalat ist mein Lieblingsessen und ihrer sieht so toll aus“. Ich steh total auf Wurstsalat. Ist der Gast hier nicht König?“

Nein, nein“, beharrt er sehr kribizig und reißt mir den Wurstsalat vom Tablett. gehts noch! Da war ich platt und erstaunt.

Ich weis nicht mehr, ob ich dann das Stammessen geholt habe, ob mir jemand anderer aus der Gruppe das Essen geholt hat, oder den Wurstsalat.

Dem Typ wollte ich jedenfalls nicht mehr gegenübertreten. So was von personifizierter Unfreundlichkeit war mir selten begegnet und deshalb unangenehm.

Der tolle Schweizer Wurstsalat Oh Mann!“

- Später, auf dem Weg zum Klo, waren Bilder, Fotos ausgestellt, die den Rohbau der Hütte vor Jahrzehnten zeigten. Dort erkannte ich diesen unfreundlichen Wirt als jungen Mann, der offensichtlich sehr stolz und glücklich diese Hütte mit viel harter und gefährlicher Arbeit begründet hatte, und froh und freundlich lächelnd, erwartungsvoll in die Kamera schaute.

Das rührte mich an.

Ich sah den Menschen plötzlich mit anderen Augen! Inmitten seiner ganzen persönlichen Geschichte.

Meine Wut wegen des Wurstsalats war augenblicklich verraucht.


Montag, 2. Mai 2022

Als Kriegsdienstverweigerer steht man jetzt wieder blöd da!

Hallo Welt, Gib Acht!


Man hat immer eine Einstellung zum Leben, zu bestimmten Aspekten des Lebens. Als Sohn eines Kriegsteilnehmers kannte ich jede Menge grausiger und völlig irrer Berichte aus dem Krieg sowohl von der Front wie aus der Etappe.
 
Meine Großeltern väterlicherseits hatten, wie die anderen Verwandten in Westpreußen, allen Besitz und auch die Heimat verloren. Der jüngere Bruder meines Vaters verlor in Kriegsgefangenschaft mit 23 Jahren sein Leben, er ist noch 1946  verhungert.
Der Großvater mütterlicherseits dagegen, hatte als hoher Offizier in den USA eine nahezu luxuriöse "Gefangenschaft".

Rakete?

Mit 17, noch vor der Musterung, habe ich daraus nur einen vernünftigen Schluss ziehen können: Kriegsdienstverweigerung.

Das wurde damals sogar von meinen Lehrern als Verzweiflungstat eines Weichlings verurteilt, obwohl das Anerkennungsverfahren 1971 noch, im Gegensatz zu Heute, einiges an Mut und Klarer Begründung erforderte.

In der Nachbarschaft meldetet man sich trotz Allem freiwillig schon wieder zum Militär.

Mit einem späteren Brigadegeneral der BW, der nach dem Abi direkt zur Bundeswehr ging, Einzelkämpferausbildungen absolvierte und studierte, führte ich durch Vermittlung unserer Mütter ausführliche sonntägliche Diskussionen. (wobei es so manchen Schnaps gab!).

Argumente von: "Nichts aus der Geschichte gelernt" bis: "Man muss sich wehren können!"
Christlich lässt sich Beides herleiten. Blöd genug!
Ich blieb bei meiner Haltung, er bei seiner.

Aber: Befehl und Gehorsam ist der Grund des Übels!
Kein Mensch will Krieg!
Nur auf Befehl von einzelnen IRREN muss der Soldat zum Mörder werden.
Wie jetzt zu beobachten und zu betrauern.
Deshalb ist die Situation JETZT auch eine völlig andere als 1971.

Aber Kriegsdienstverweigerer und Pazifisten zu verunglimpfen, ist nicht schon deshalb angebracht und richtig. 
Es ist einfach schäbig!


Dame am Boden

Hallo Welt, Gib Acht!

Lange Jahre bin ich mit einem Bus des ÖPNV zur Arbeit gefahren.

Wenn man so regelmäßig zur gleichen Zeit fährt, sind immer die gleichen Leute im Bus wie jeden Tag. Die kennt man dann, zumindest vom sehen.

Dann, kurz vor einer Kreuzung, macht der Busfahrer im Schreck aus vollem Tempo, einen Tritt auf das Bremspedal. 

Ein alter VW als Linksabbieger hat dem Bus die Vorfahrt genommen. Konnte ich gut sehen von meinem Sitzplatz. Die Bremsung war ein kurzer Schreck des Fahrers, der Bus fährt, ohne zum Halten gekommen zu sein, weiter in die Haltestellenbucht, kurz hinter der Kreuzung, und stoppt dort.

Was die Sache erwähnenswert macht kommt jetzt!

Im Bus

Mitbekommen hatte ich eigentlich nur das, was vorne geschah.

Das, was hinten passierte, wurde ich erst gewahr, als der Bus nicht weiterfuhr.

Im Drehbereich des Gelenkbusses lag eine Dame am Boden. Der Busfahrer verließ den Fahrerbereich, ging nach hinten durch.

Als ausgebildeter Ersthelfer entschloss ich mich, mal nachzusehen, ob ich tätig werden musste.

Der Fahrer kümmerte sich jetzt über Funk um Hilfe.

Ich beugte mich herunter zu der Dame, fragte nach dem Befinden, ob ich ihr aufhelfen solle.

Nein, Nein, der Rücken, ich kann nicht hoch!“

Unmittelbar neben uns steht ein weiterer Fahrgast, mit feinem gebügeltem Trenchcoat und lederner Aktentasche und hält sich an einer der Haltestangen fest.

Derweil spreche ich der am Boden liegenden Dame Mut und Trost zu, Hilfe, Notarzt ist unterwegs, knöpfe den oberen Knopf ihrer Bluse auf und halte ihr die Hand.

Den Mann an der Haltestange frage ich, ob er gesehen habe, wie die Dame gestürzt ist.

Dabei stellt sich heraus:

Ich bin der Ehemann!“

Da fällt mir das Gesicht zusammen, bin nahezu erschrocken! In dieser Situation hatte ich vergessen, dass die beiden immer zusammen auftraten, nebeneinander saßen.

Ach, sie sind der Ehemann!

...dann können sie ja hier übernehmen, ich muss weiter zu meiner Arbeit

gehe noch zum Fahrer, um meine Zeugendaten zu hinterlassen und mache mich zu Fuß auf den nur noch kurzen Weg. Der Bus stand ja, auf den Notarzt wartend.

Danach, nach einigen Wochen ging es weiter vor Gericht.

Dort, auf dem Flur die feinen Leute, die so tun, als kennen sie mich nicht. Erst später ist mir klar, warum.

Ich war natürlich Zeuge der Verkehrsgesellschaft. Also auf der anderen Seite.

Der Anwalt der Geschädigten bezweifelt massiv meine Angaben, stellt das fast als Lügen dar. Das hat mich erschreckt, aber ich bleibe bei meiner Aussage.

Allerdings war erkennbar, dass das Gericht mir als Vermessungsingenieur bei den wichtigen Entfernungs- und Zeitangaben doch einigen Glauben schenkte, was auch daran erkennbar war, dass die Anwälte der Verkehrsgesellschaft sich zufrieden und entspannt in ihren Sitzen zurücklehnten und die Kleidung lockerten.

P.S. Die Dame hatte sich nur leicht  verletzt.                                    Den Busfahrer traf keine Schuld. 

Coole Posts

Sonnenuntergang Sylt Promenade

Sylt, Promenade vor dem Neuen Kurzentrum im Juli 2025, 23:00 Uhr Immer wieder supertoll!